MÄNNERGESUNDHEIT

Männergesundheit

Männer haben´s schwer, nehmen´s ganz leicht,….

Herbert Grönemeyer

…… wenn es um ihre Gesundheit geht, manchmal auch zu leicht. Zumal es Männergesundheit im offiziellen Sinne bis heute nicht gibt.

Aus der Geburtshilfe hat sich bereits vor über hundert Jahren die Frauenheilkunde entwickelt. Obwohl es Erkrankungen gibt, die spezifisch bei Männern vorkommen, scheint es, bisher keinen Bedarf für eine Männerheilkunde gegeben zu haben. Entsprechend ist die Andrologie als Fachgebiet der Medizin gerade erst im Entstehen und noch immer kein klar definiertes Arbeitsfeld.

Unter Männergesundheit, Männerheilkunde oder Andrologie verstehen Urologen etwas anderes als Allgemeinmediziner und die Internisten etwas anderes als die Endokrinologen.

Die Naturheilkunde hat seit jeher den ganzen Menschen und natürlich auch den ganzen Mann im Blick und nicht nur Einzelaspekte.

Ich bin der Meinung, dass eine umfassende, ganzheitliche Sicht des Themengebietes Männergesundheit mehr umfassen muss, nämlich: das organmedizinische und psychische Aspekte genauso wie das soziale Umfeld und die Männerrolle im soziologischen Sinne. Nur aus allen drei Bereichen sind Erkrankungen ableitbar, erklärbar – und damit auch heilbar – die spezifisch oder in höherem Maße bei Männern vorkommen.

Prostatabeschwerden und Potenzschwäche sind nicht alles!

Natürlich betrachtet und behandelt die Naturheilkunde mit ihren unterschiedlichen Verfahren seit jeher auch Beschwerden der Prostata, der Hoden, erektile Dysfunktion oder ungewollte Kinderlosigkeit, sie geht aber noch darüber hinaus und betrachtet Erkrankungen nicht monokausal.

Zum Beispiel erleiden Männer häufiger Schlaganfälle und Herzinfarkte als Frauen. Männer haben häufiger arterielle Durchblutungsstörungen. Der höhere Testosteronspiegel der Männer begünstigt die Arteriosklerose oder Arterienverkalkung, während das Östrogen der Frauen eine Schutzwirkung auf die Gefäße hat. Der höhere Testosteronspiegel ist dabei aber nur ein Element. Natürlich spielen auch die Ernährung, Stress, emotionale Belastungen und andere Risikofaktoren eine Rolle. Es wäre Unsinn feststellen zu wollen, welcher Faktor der Auslöser für einen Infarkt war und diesen monokausal zu behandeln. Man muss immer alle Aspekte betrachten, die Arbeit an nur einem System ist meist unzulänglich.

Ein anderer Männerspezifischer Bereich sind Sexualstörungen. Vor kurzem wurde eine Studie veröffentlich, die herausfand, dass sexuelle Inaktivität das Risiko für Sexualstörungen wie Impotenz oder erektile Dysfunktion ansteigen lässt. Ähnlich wie bei Gehirn und Muskeln gilt also: „use it or lose it“. Wenn man also die Gesundheit aufrecht erhalten oder fördern will, muss man die verschiedenen Aspekte betrachten und behandeln.

Männer vernachlässigen nicht nur sich selbst, sie werden auch vernachlässigt!

Männer leiden mindestens ebenso häufig wie Frauen an psychischen Störungen – bei ihnen bleiben sie aber häufig unentdeckt und deshalb auch unbehandelt. Die „erfolgreichen“ Selbsttötungen der Männer übersteigen die der Frauen etwa um das Dreifache. Allerdings liegt die Rate der diagnostizierten Depressionen unter Männern nur halb so hoch. Das legt eine hohe Dunkelziffer von Depressionen unter Männern Nahe. Außerdem bekommen Männer, die zwischen 40 und 50 Jahre alt sind, fünf Mal häufiger einen Herzinfarkt als Frauen; und jeder fünfte Mann im Alter von 30 bis 80 Jahren klagt über Potenzprobleme. Die Lebenserwartung des „starken Geschlechts“ liegt statistisch betrachtet circa fünfeinhalb Jahre unter der von Frauen.

Die zum Teil gravierenden Unterschiede sind nicht nur biologisch zu erklären. Vielmehr spielen sozio-kulturelle Faktoren eine Rolle, wie Arbeitsumfeld und Lebensgewohnheiten von Männern und die traditionellen Rollenbilder.

Im Sinne eines salutogenetischen Ansatzes (Förderung von Gesundheit) ist Männergesundheit mehr als „nur“ Andrologie oder die Behandlung von Männerkrankheiten. Es geht um die körperliche, psychische und soziale Gesundheit von Jungen und Männern in jedem Lebensalter.